Die größte Herausforderung bei dieser Veranstaltung oblag womöglich dem gastgebenden Ehepaar Juli und Andreas Vesper, die es tatsächlich schafften, alle Corona-Regeln einzuhalten und so das Format über kuriose Wege wie die Aufteilung der Besucher in zwei Gruppen mit zwei Filmvorführungen doch noch möglich zu machen. Zu toll war der Umstand, dass die beiden weitgereisten Passauer Ehrengäste sich bereits in greifbarer Nähe aufhielten. Tuna Kaptan präsentierte also seinen preisgekrönten Kurzfilm „Hörst Du, Mutter?“ gleich zweimal und Maximilian Popp philosophierte zwischendurch über die kognitive Herausforderung, vor zwei Gruppen hintereinander zu referieren, ohne über die eigenen Erzählungen zu stolpern. Und die waren durchaus drastisch, wo er doch die Demokratie aktuell keineswegs nur in der Türkei gefährdet sieht. Bei der Frage aus dem Publikum, warum so viele Deutschtürken Erdogan unterstützten, konnte er auch schon mal emotional, ja wütend werden. Schließlich seien von den drei Millionen türkischstämmigen Deutschen kaum die Hälfte Sympathisanten, und man solle sich erst mal selber an der Nase fassen bei den Mengen an AfD-Wählern im Land und der üblen Tradition rassistischer Ausgrenzung türkischer Mitbürger, die nun zunächst ohne großes Hinterfragen froh darüber seien, dass ihnen ein Landsmann Selbstbewußtsein gebe.

Tuna Kaptan konnte berichten, dass er nach vielen Kurzfilmen im kommenden Jahr mit der Realisierung seines ersten Langspielfilms beginnen wird. Die Leute von den Wochen zur Demokratie hoffen, dass dieser ins politische Konzept passen wird.
Am 18.11. wird „Hörst du, Mutter?“ in der BR-Kurzfilmnacht ausgestrahlt und ist danach noch 6 Wochen in der Mediathek zu sehen.

Das hauseigene Catering-Team des ProLi Café rundete die Gespräche ab mit Happen aus „beider Herren Länder”; von Börek bis türkischem Obatzten fanden sich höchst exotische Leckereien auf den gereichten Tellern.

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