Der von Heiner Feldkamp edierte und kommentierte Briefwechsel zwischen dem ostdeutschen Schriftsteller und Dissidenten Reiner Kunze und dem westdeutschen Literaturkritiker Jürgen P. Wallmann aus den Jahren 1969 bis 1977 ist ein großartiges Dokument deutsch-deutscher Geschichte. Die Briefe machen sichtbar und nacherlebbar, wie Reiner Kunze, als er noch in der DDR lebte, um künstlerische Freiheit und Anerkennung gerungen und wie er als Bürger mutig und mit hohem existenziellen Risiko für die freiheitlich-demokratischen Rechte gekämpft hat. Die Briefchronik kann zudem als ermutigender Beleg dafür gelesen werden, wie groß die Widerstandskraft der Poesie ist.
Oliver Karbus, Regisseur und Schauspieler am Landestheater Niederbayern, hat für seine Lesung eine kluge und eindrucksvolle Auswahl an Briefauszügen zusammengestellt, die zusammen mit seiner großartigen darstellerischen Leistung das Publikum in den Bann zog. Die existentiellen Bedrohungen durch den staatlichen Repressionsdruck wurden förmlich nacherlebbar. Gemeinsam mit den musikalischen Intermezzi des Multiinstrumentalisten Martin Kubetz aus Regensburg, die jeweils den gelesenen Passagen nachspürten, entstand ein großartiges Gesamtkunstwerk. Mehr als 120 Gäste im übervollen Auditorium des Gymnasiums Untergriesbach waren sichtlich beeindruckt und forderten dem Vorleser schließlich eine Zugabe ab.